Bruchstelle der Evolution, 2025, Mischtechnik auf Leinwand, Holzbalken, 280 x 420 cm
Bruchstelle der Evolution, 2025, Mischtechnik auf Leinwand, Holzbalken, 280 x 420 cm

Wird die Evolution uns mitnehmen? Oder werden wir zurückgelassen?

 

Der Countdown läuft. Die Tech-Milliardäre beäugen einander mit Argwohn: Wer hat als erster den größten Supercomputer weltweit am Start? Das Individuum, das wir Mensch nennen, bebt. Denn: Was kommt danach? Und wer beherrscht am Ende wen? Während die Tech-Szene brodelt, um das Überübermorgen zu definieren, decodierten Forschungslabore nun den Asteroiden Bennu, der Aufschluss gibt über das Vorvorgestern. Der Außerirdische ist exakt so beschaffen wie für eine Ursuppe erforderlich. Der „nächste Schritt auf dem Weg zur Entstehung des Lebens” sei entdeckt, so der Mineraloge Timothy McCoy.

 

Mit der rasanten Entwicklung der KI erfährt Leben derzeit eine Neudefinition. Wir befinden und als Menschheit: wie wir sie kennen, an einer Bruchstelle. Mit Bruchstelle der Evolution schuf Erdo Sam ein eindrückliches Kunstwerk angesichts des irreversiblen Übergangs, wo immer mehr Assistenzsysteme, KI-Anwendungen oder Algorithmen unser Leben angeblich erleichtern - in Wahrheit aber womöglich abnehmen in des Wortes schrecklichster Bedeutung, nämlich final. Fest steht: Analoges Leben ist auf dem Rückzug. Noch mögen humanoide Roboter wie niedliche Helferchen daher kommen: gern nach dem Kindchenschema designt, damit sie gemocht werden wie ein Mensch, obgleich sie Maschinen sind.

 

Hier setzt Sam an. Bruchstelle der Evolution ist ebenso Projektionsfläche für Reflexionen wie Appell an den Austausch von Wissen. Kein Tafelbild, sondern monumentale Installation. Ein aufgeschlagenes Buch, das uns mit uns selbst konfrontiert. Rechts und links des mittig platzierten Holzbalkens aus einem Abbruchhaus spielt sich Leben ab. Für sein Erlöschen steht symbolisch der verkohlte Balken. Er markiert die Bruchstelle, die die Gegenwart überschattet.

 

In dem surrealen Gemälde bleibt vieles in der Schwebe. Es finden sich jugendstilhaft duftige Szenen, Wachstum und Blüte auf der linken Seite und rechts Kreaturen, die nicht (mehr) von dieser Welt sind oder aus einer albtraumhaften Situation nicht aus eigener Kraft herausfinden. Ein Mann scheint von Smartphone und Apple-Notebook geradewegs in den Wahnsinn getrieben, während aus der wolkenartigen Stofflichkeit, die seinen Kopf umwogt, zyklopenhaft Augen starren. Mehrere Münder stehen für die kakophonische Zeit. Bruchstelle der Evolutionist reich an Anspielungen und Metamorphosen. „Gezeigt ist der Moment, in dem die Menschheit von ihrer ursprünglichen Bahn abgewichen ist, von einer Symbiose mit der Natur hin zu einer rasenden, unkontrollierten Beschleunigung", sagt Erdo Sam, "das Bild behandelt diese Bruchstelle der Evolution”.

 

Sam versteht sich aber nicht als Ankläger, sondern als neutraler Beobachter. Sein Monumentalgemälde möchte er nicht als dystopisches Szenario verstanden wissen. Er fragt nicht direkt, wie es weitergeht mit uns allen, und ob jetzt die Menschheitsdämmerung droht - wiewohl man sein Bild in dieser Richtung sehr wohl rezipieren kann. Erdo Sam selbst liegt eine Wertung fern. Als Augen- und Ohrenzeuge dessen, was um ihn herum passiert, begleitet er nach seinem Selbstverständnis einfach ein Kapitel der Menschheitsgeschichte, indem er in der Epoche von Kindle und Notebook gleichwohl sehr bewusst die Assoziation zum traditionellen Buch und dem in Bibliotheken niedergelegten Menschheitswissen befördert. Der massive Balken markiert nach seinen Worten eine Bruchstelle. Sowie eine potentielle Schnittstelle?

 

© Dorothee Baer-Bogenschütz

Premiere auf der artKARLSRUHE 2025

 

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