Otto_Scherer, Kleines Paar, Keramik, platiniert, 20x20x35cm, 2010, Aufl. 3/3
Otto_Scherer, Kleines Paar, Keramik, platiniert, 20x20x35cm, 2010, Aufl. 3/3

Skulpturen und Wandobjekte

Zu den Werken von Otto Scherer

Von Christian Burchard, M. A., Historian of Art and Design

 

 

 

Zunächst wirkt die Technik und Meisterschaft dieser großformatigen Objekte verblüffend. Es handelt sich um Kera-mik mit makellosen spiegelnden oder matten Oberflächen aus Platin (Die Oberfläche einer mittelgroßen Plastik benötigt ca. 20 Gramm des Edelmetalls) in Kontrast zu tiefrotem Selenrot oder schwarzer Engobe. Viele Werke sind als Paar konzipiert, mit einer positiven und negativen Form – mal konkav, mal konvex – als geteilte Module, oder aus paarweise angeordneten Modulen wie die Stele, eine Hommage an den Landsmann Constantin Brancusi. Der Dominanz der ins Extrem gesteigerten Ästhetik der Oberfläche stehen gegenüber überraschend triviale Gegen-stände, die zur Formfindung beitragen. Zum Beispiel bei dem Werk, das an ein Auge erinnert, ist die konkave Fläche eine Salatschüssel von Ikea. Bei der schönen Werkserie aus flachen Kreisformen, stammt einmal die Struktur vom Abguss der Noppen von der Rückseite eines Teppichs, also eine technische Struktur, eine andere Platinplatte mit kleinen Dellen – diese kleine Einbuchtungen sind mit der Kappe eines Kugelschreibers eingedrückt worden, und einem anderen Werk stammt die malerische Struktur von einem Gummihammer. So ein Wissen um die Entstehung der Arbeit hat etwas Entzauberndes, aber dennoch gibt diesen Kunstwerken der Gegensatz zwischen den anspruchsvollen, erhabenen Oberflächen und der alltäglichen Provenienz mancher Teile etwas Erfrischendes. Es ist ein objet trouvé, das Otto Scherer unbekümmert und mit Humor in seinen Werken ein-setzt. Es ist zugleich ein Zeichen der Moderne. Durch das Spiel mit optischen Effekten, Spiegelungen und Täuschungen, der Manipulation der Wahrnehmung, sind viele Objekte in der Op-Art beheimatet. Der besondere Reiz der Plastiken liegt auch in ihrer radikalen Reduktion auf geometrische Körper und wenige aber kontrastreiche Farben: Schwarz, Rot, Platin und Gold. In diesem Sinne sind es exemplarische Beispiele des Minimalis-mus. Die Reduktion zielt aber nicht auf die Einfachheit, sondern die Körper besitzen einen hohen Grad an Komplexität. Kegel, Parabel, Hyperbel sind äußerst komplexe mathematische Kurven, die Abiturienten ins Schwitzen bringen. Otto Scherer verwandelt sie virtuos in eine Plastik. Reduktion und Komplexität sind eigentlich ein Widerspruch. Die-ser Widerspruch ist eine Eigenschaft, die man in vielen Werken der Kunst, Architektur und Design beobachten kann. Nicht selten kennzeichnet sie ein gelungenes Werk der Kunst aus, mit einer prägnanten Gesamtform und Komplexi-tät im Detail. Dies trifft auch auf die Werke von Otto Scherer zu. Der Gestaltungspsychologe Rudolf Arnheim prägte dafür den Begriff „integrierte Polarität“.

 

Otto Scherer ist auch nicht der Versuchung unterlegen, seine Arbeiten dem Zeitgeist anzupassen oder durch Applikationen mit Symbolwert anzureichern – nein er bleibt sich treu, dem Primat der mathematischen Form und der Dominanz der metallischen schimmernden Oberflächen.

 

Christian Burchard M.A., Kunst-und Designhistoriker

 

 GALLERY CONTACT

 

Adresse: Büdingenstrasse 4-6, 65183 Wiesbaden, Deutschland

 

Galerie: +49 (0)611 1688 5570

 

Mobile: +49 (0)176 816 650 31

 

eMail: LR@rubrecht-contemporary.com

 

Öffnungszeiten

Mi – Fr von 14 – 18 Uhr. Persönliche Termine an jedem Tag gerne nach Vereinbarung.

Die Galerie RUBRECHTCONTEMPORARY ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V. (BVDG)