Das Werk FOLDING
Von Leander Rubrecht, 2023

 

Der Konstruktivismus versteht sich als eine künstlerische Gestaltung kontrollierter Elementen, welche in einer bestimmten definierten Beziehung zueinander stehen: Die Konstruktion eines künstlerischen Werks – Bild oder Skulptur - basiert auf eine exakt vorgegebene Relation der Elemente zueinander. Das Motiv des Konstruktivismus war eine, den Bedingungen einer wissenschaftlichen und technischen Zeit entsprechende Kunst zu kreieren welche dem Menschen dieser Zeit ein entsprechendes ästhetisches Erlebnis zu verschaffen suchte.

 

Obwohl grundlegend fasziniert vom Konstruktivismus unterscheidet sich Thuraus bildnerische und skulpturale Werke zum einen darin, dass er unterschiedliche Elemente der Kunst unmittelbar miteinander verbindet um ein deutbares und einheitliches Objekt zu bilden – die Funktion des Objekts soll trotz Abstraktion erkennbar bleiben. Die Absicht von Rainer M. Thurau ist die künstlerische Idee des Konstruktivismus der reinen technischen Konstruktion in der Bildenden Kunst in einer künstlerischen Symbiose von Bildender und Angewandter Kunst zu verbinden.

 

Verfolgt man das konstruktive Formprinzip von „Folding“ so stellt man eine dreifache Faltung eines äußerst gedehntem Dreiecks fest welche nach dessen Faltung einer Harfenkonstruktion gleicht. Jedoch entstehen nach der Faltung zwei Dreiecke. Anfang und Ende des langgezogenen Dreiecks treffen so nach der Faltung wieder aufeinander in einer Art „Kreislauf“ Dem Betrachter bietet sich so ein sehr wandelbares Objekt welche von allen Seiten wahrgenommen etliche neue Dimensionen des Werks offenbaren: Sehr lang gedehnte dann wieder sehr gedrungene Dreiecke, Rhomben in verschiedenen Formen sowie sich verformende trapezförmige und rechteckige Fläche. Alle Formen und Flächen werden besonders betont durch die strenge Trennung zwischen schwarzen (Mooreiche) und weißen (Ahorn) Flächen deren Flächen und Formen verschwinden und auftauchen je nach Position des Betrachters.

 

Die „Farben“ schwarz und weiß haben jedoch auch eine weitere besondere Funktion: Es ist eine Verbeugung von der Kunst der Musik deren Chromatik sich häufig in den Farben schwarz und weiß widerspiegeln. Hier findet sich die Andeutung des Ursprungs des Werks und die Verbundenheit des Künstlers mit der Musik. Die strenge Konstruktion der Skulptur „Q“ entstand als bildnerisches Werk mit dem Ziel aus einer zweidimensional erfassten Konstruktion eine dreidimensionale Vielfalt an Formen etc. in einer einzigen und

zusammenhängenden Struktur zu realisieren. Jede Form, jede konstruktive Gestaltung , jede Anordnung geometrischer Figuren, jede Komposition aus Linien und Kurven, jede künstlerische Gestaltung auch von nicht-figurativen Strukturen ruft Emotionen beim Betrachter hervor, inspiriert, provoziert und motiviert diesen.

 

Für das Werks „Folding“ stand während des Entstehungsprozesses jedoch nicht nur die Frage im Raum welche mentale Wirkung die Strukturen , Flächen und letztendlich die Gesamtform dieses Werks auf den Betrachter hat, sondern auch die mentale Bedeutung die Formen und Strukturen dieser Konstruktion auch auf den schaffenden Künstler selber bzw. welche inneren Bewegungen veranlasst einen Künstler zur Schaffung solch eines Werkes. Dies betrifft somit nicht nur das Ergebnis eines Schaffensprozesses sondern die psychologischen Beweggründe und die mentale Bedeutung der Details des Werks während des Schaffensprozesses und nach Betrachtung desselben als fertiges Werk.

Black is White (Urban Draufsicht), 2025, Mooreiche und Ahorn, 85 x 85 x 30 cm
Black is White (Urban Draufsicht), 2025, Mooreiche und Ahorn, 85 x 85 x 30 cm
Das Werk BLACK IS WHITE
Von Leander Rubrecht, 2025

Das Kunstwerk BLACK IS WHITE von Rainer Thurau spiegelt die Entwicklung des historischen Konstruktivismus und Einflüsse darauf par excellence wider: BLACK IS WHITE ist eine Symbiose zwischen einem strengen künstlerischen Konstrukt, kompromisslosem Minimalismus und avantgardistisch radikaler Reduktion von architektonischen stereometrischen Objekten und der Merkmale von Schachfiguren.

 

Quader mit alternierenden schwarz-weißen Flächen aus 1500 Jahre alter Mooreiche und Ahorn bieten architektonische Gestaltungsmöglichkeiten. Schwarz und weiß werden zu zarten Linien, verschwinden und tauchen wieder auf und zeigen sich als eine wandelbare Architektur- oder Städteplastik.

 

Die Quader sind jedoch leicht auch als Schachfiguren identifizierbar, deren unterschiedlichen Höhen die Funktion jeder Schachfigur erkennen lassen. Die Reduzierung der Zweifarbigkeit in jeder Figur ermöglicht ein schwarzer oder ein weißer Spieler zu sein. Die, durch 30 Quadrate gebildete Fläche der Skulptur dienen der Positionierung der Quader als multiples Konstrukt, sekundär jedoch als minimalistisches Schachbrett ohne Farbaufteilung ...da die Toleranz jeder Schachfigur jedem Schachspieler ohnehin bekannt ist.

 

 RUBRECHTCONTEMPORARY

Galerie Leander Rubrecht

 

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